FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
Bruder Bernd Kober
Wie hast Du Deine Berufung gefunden?
Ich habe als Kind und Jugendlicher die Kapuziner in Frankfurt erlebt. Die konkrete Gemeinschaft, das Zusammenleben, der Einsatz für uns Junge in der Pfarrei und das Engagement für die Obdachlosen haben mich fasziniert. Ich wollte Priester werden – und dachte: franziskanische Lebensform, Gemeinschaft und Priestersein geben für mich ein Ganzes.
Warum Kapuziner?
Ich habe nicht herumgesucht. Die Kapuziner haben mich fasziniert – und das wars. Was mich fasziniert hat? Kapuziner sind nicht perfekt. Kapuziner sind nicht ideologisch. Kapuziner sind lebensnah und barmherzig. Vor dem System zählt der Mensch. So durfte ich‘s erleben und das hatte (und hat) Anziehungskraft.
Franz von Assisi?
Ein Charismatiker – im Innersten verbunden mit der Gestalt und dem Lebensprogramm Jesu. Ein ‚Extremist‘, den wir heute wahrscheinlich nur schwer aushalten würden. Und doch ist er nicht übers Ziel hinausgeschossen, hat sich von der Realität, der Gemeinschaft der Kirche, von den konkreten Brüdern einbremsen lassen. Diese innere und äußere Spannung zwischen glühendem Idealismus und liebevollem Realitätssinn macht ihn groß.
Was machst Du im Orden?
Zurzeit lebe ich in Frankfurt am Main und bin dort Kirchenrektor von Liebfrauen. Zuvor habe ich in München gelebt und gemeinsam mit dem Seelsorgeteam den Pfarrverband Isarvorstadt geleitet. In unserer Provinz bin ich seit Juni 2022 der Stellvertreter des Provinzials und Mitglied des Provinzrates, das ist das Leitungsgremium des Ordens.
Was möchtest Du verändern in der Welt, in der Du lebst?
Ich vermute stark, ich habe den Stein der Weisen auch nicht. Wenn das alle vermuten würden, wäre schon viel gewonnen. Die Bereitschaft, vom anderen zu lernen und das Fremde verstehen zu wollen wären da … und das könnte der Stoff sein, aus dem die Zukunft besteht.