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FOTO: KIÊN HÓNG LÉ

7. Novem­ber 2022

Brotbitte im „Vaterunser“: Nahrung für Leib und Seele

War­um die Brot­bit­te im Vater­un­ser-Gebet exis­ten­zi­ell für unser Leben und eine wich­ti­ge Hal­tung ist, sagt der Kapu­zi­ner, Pries­ter und ehe­ma­li­ge Bäcker Mari­nus Par­zin­ger aus Altötting. 

Das Vater­un­ser ist das meist­ge­spro­che­ne Gebet der Chris­ten. Und genau durch die häu­fi­ge Wie­der­ho­lung in Gefahr, gedan­ken­los her­ge­lei­ert zu wer­den. Dabei sind die Bit­ten und vor allem die Brot­bit­te exis­ten­zi­ell für unser Leben.

Der öst­li­che Mit­tel­meer­raum ist, so hör­te ich kürz­lich, nicht nur die Geburts­stät­te der Reli­gio­nen, son­dern auch Ursprungs­ort des Brot­ba­ckens. Da horch­te ich als ehe­ma­li­ger Bäcker auf. Von die­ser Tat­sa­che aus­ge­hend wird der Gedan­ke ein­sich­tig, dass Brot in den Reli­gio­nen eine gro­ße Rol­le spielt, ja zum Sinn­bild von gutem Leben wur­de. Brot ist das Sym­bol für all das, was wir zum Leben brau­chen, an jedem neu­en Tag. Bei der Gaben­be­rei­tung der Eucha­ris­tie­fei­er betet der Pries­ter: Gott, „du schenkst uns Brot, die Frucht der Erde und der mensch­li­chen Arbeit“. Mensch und Gott wir­ken zusam­men bei dem, was Leben nährt.

Mein Lehr­meis­ter in der Bäcke­rei sagt öfter: Brot scheucht Not! – Recht hat er! Ein Stück Brot, geteilt unter Men­schen, stillt Hun­ger, nimmt Sor­gen weg, ver­bin­det, tut ein­fach gut.

Jesus nimmt die leib­li­che Dimen­si­on des Men­schen ganz ernst. Zen­tra­le Ursa­chen mensch­li­cher Unzu­frie­den­heit, Aggres­si­on und Gewalt­aus­brü­che ist oft­mals Hun­ger, mate­ri­el­le Not und unso­li­da­ri­sches Ver­hal­ten. Brot ist glei­cher­ma­ßen wich­tig für Leib und See­le. Wir sagen, dass der Mensch nicht nur vom Brot lebt. Aber er lebt hier und jetzt zunächst vom Brot. In vie­ler­lei Hin­sicht sind wir Men­schen uner­sätt­lich, von Man­gel getrie­ben und auf der Suche nach Hei­lung, Glück, Frieden.

Hun­ger, das heißt Man­gel spü­ren, macht uns Men­schen erst wie­der fähig, das Gute zu genie­ßen. Das Schla­raf­fen­land wür­de uns nicht gut tun.

Vertrauen lernen

Hät­ten wir unbe­grenz­te Mög­lich­kei­ten, müss­ten wir nicht bit­ten. Wir kön­nen nicht alles machen oder sel­ber her­stel­len. Wir sind zutiefst Beschenk­te. „Der Mensch lebt nicht vom Brot der Mach­bar­keit allein, er lebt als Mensch, und gera­de in dem Eigent­li­chen sei­nes Mensch­seins vom Wort, von der Lie­be, vom Sinn.“ (Joseph Ratzinger)

Um Brot bit­ten die­je­ni­gen, die um ihre Bedürf­tig­keit wis­sen. Um Brot bit­ten heißt: Sor­ge tra­gen für die Schöp­fung und das Leben. Um Brot bit­ten nimmt Schwes­ter und Bru­der in den Blick und schließt die Bereit­schaft zum Tei­len ein. Um Brot bit­ten wird zur Hal­tung: Ich baue mein Leben auf den, der reich­lich schenkt. Und ich tei­le mit jenen, die auf­grund von Not und Brot-Losig­keit kei­ne Hoff­nung haben. Wer um Brot bit­tet, des­sen Herz darf nicht ver­schlos­sen und hart bleiben.

Wer um das täg­li­che Brot betet, der nimmt Maß an Jesus, der geht den Weg des Ver­trau­ens und erlaubt Gott, Brot­va­ter zu wer­den. Die Bibel erin­nert uns dar­an, wie Jah­we das Bun­des­volk in der Wüs­te beim täg­li­chen Kampf ums Über­le­ben durch­ge­bracht und ins Gelob­te Land geführt hat. Gott geht mit und sorgt für sein Volk.

Gottes Sorge und Menschen-Sorge

Brot ist Frucht der Erde und der mensch­li­chen Arbeit. Betend machen wir uns die Sor­ge Got­tes des Vaters zu Eigen, der allen Men­schen das Lebens­not­wen­di­ge ver­heißt. Wir dür­fen ein­an­der in Lebens- und Über­le­bens­not nicht allein las­sen. Wenn wir beten, beken­nen wir zugleich, dass wir in unse­rer Ver­ant­wor­tung oft genug scheitern.

Verantwortung übernehmen – Nächstenliebe üben

Jesus warnt vor aller „fal­schen Zukunfts­ori­en­tie­rung aus Man­gel an Ver­trau­en. Wir haben die Zukunft nicht in der Hand. Mit Zuver­sicht sol­len wir bit­ten, dass Gott uns gibt, was wir täg­lich zum Leben brau­chen.“ (P. Peter Kös­ter SJ)

Wo Ver­trau­en fehlt, begin­nen Men­schen, Din­ge anzu­häu­fen, sich damit abzu­si­chern, sie hor­ten und hams­tern. Wo Über­fluss ist, stump­fen Men­schen ab und wer­den trä­ge. Wir wis­sen, dass die Mehr­heit der Men­schen in erbar­mungs­wür­di­gen Ver­hält­nis­sen leben muss: Armut, Hun­ger, Flucht, Ver­trei­bung kenn­zeich­nen ihre Situa­ti­on. Die Not­lei­den­den auf die Sor­ge Got­tes zu ver­wei­sen und sel­ber nichts zu tun, wäre zynisch. Beten und gleich­zei­tig im Über­maß kon­su­mie­ren ist ver­werf­lich. Glaub­haft kön­nen wir die­se Bit­te nur spre­chen, wenn wir Ver­ant­wor­tung über­neh­men und Nächs­ten­lie­be üben, indem wir tei­len und Gerech­tig­keit üben.

Hoffnungsvoll bitten für heute

„Unser Brot, das not­wen­di­ge, gib uns heu­te!“ Wir bit­ten nicht dar­um, dass wir für lan­ge Zeit abge­si­chert sind, son­dern dass wir heu­te leben kön­nen. Jesus ermu­tigt zum Ver­trau­en: „Sorgt euch also nicht um mor­gen; denn der mor­gi­ge Tag wird für sich selbst sor­gen.“ (Mt 6,34)

Der Beter hält die Hän­de auf. Es ist die Hal­tung eines Men­schen, der etwas erwar­tet und sich beschen­ken lässt. Das Reich Got­tes, das Jesus ver­kün­det hat, ist kei­ne Ver­trös­tung, die über hun­gern­de und not­lei­den­de Men­schen hin­weg­geht. Gera­de zu ihnen wuss­te sich Jesus gesandt. Sei­ne Hal­tung ist weg­wei­send und for­dert zum Han­deln auf. Die Bit­te an Gott um das täg­li­che Brot ver­pflich­tet uns, das uns Mög­li­che zu tun. Ohne die Tat oder zumin­dest den Ver­such hat das Beten nur Ali­bi-Funk­ti­on. Dazu gehört sicher auch das per­sön­li­che Maß­hal­ten, ein ein­fa­cher, nach­hal­ti­ger Lebens­stil, klei­ne­re Bröt­chen backen.

Ein Stück Brot ist für mich etwas Kost­ba­res. Das mache ich mir bewusst, wenn ich nach alten Brauch einen Wecken Brot mit drei Kreuz­zei­chen seg­ne, ehe ich ihn anschneide.

Der Bei­trag von Br. Mari­nus Par­zin­ger ist zuerst in der Münch­ner Kir­chen­zei­tung erschienen. 

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