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Kloster Dieburg: Ausgezeichnetes Engagement für den Klostergarten
Vor zehn Jahren gaben die Kapuziner das Kloster in Dieburg auf. Neues ist seither entstanden. Menschen wie Hannelore und Erich Mertesacker kümmern sich engagiert um den Garten.
„Was sich nach der Aufgabe unseres Klosters in Dieburg dort entwickelt hat, das bringt mich immer wieder ins Staunen“, sagt Br. Joachim Wrede, der in Schliprüthen im Sauerland lebt. „Gott schafft Neues, wenn sich großherzige Menschen in seinen Dienst stellen“, ist der Kapuziner überzeugt.
Zwei solche Menschen, die der Ordensmann meint, sind Erich und Hannelore Mertesacker. Ihr Engagement wurde vor einigen Monaten mit einem Ehrentitel belohnt: Von der Stadt erhielten sie die Auszeichnung „Dieburger des Jahres“. Mit jener Würdigung werden seit 2019 Personen bedacht, die sich zum Wohl ihrer Heimatstadt ehrenamtlich einsetzen oder für andere Menschen da sind. Das Engagement von Hannelore und Erich Mertesacker reicht weit über die aufwendige Pflege des Klostergartens hinaus: Zusammen mit der Gartengruppe wird zusätzlich seit mehreren Jahren ein Kulturprogramm entwickelt und umgesetzt.
Br. Joachim Wrede kennt das Ehepaar gut. „Die Verleihung des „Dieburgers“ an Ehepaar Mertesacker und ihre zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die Kraft und Zeit investieren, freut mich sehr. Wir Kapuziner sind dankbar für so viel Kreativität und Engagement“, sagt der Ordensmann. Und ergänzt: „Wer hätte das ahnen können: Wie durch ein Wunder geschieht Großartiges! Wer könnte daran zweifeln, dass Gott auf eine Weise Neues schaffen kann, wo es zunächst nur nach Ende und Schluss aussah.“
Das Programm in Kloster und Garten hält im Rahmen der „Offenen Gartenpforte“ fast monatlich Konzerte, Lesungen oder Informationsmöglichkeiten parat. Fast immer gibt es Kaffee und Kuchen, dazu die Gelegenheit, im Garten zu wandeln und die üppige Pflanzenvielfalt zu genießen. Auch um die Koordination der Veranstaltungen in den alten Klosterräumen kümmert sich das Paar, dazu sieht es in der Klosterkirche nach dem Rechten.
Erich Mertesacker stammt aus Neuwied (Rheinland-Pfalz) und kam schon vor 40 Jahren nach Dieburg. Der heute 72-Jährige arbeitete als Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik. Seine Frau ist eine echte Dieburgerin und erlernte den Beruf der Sozialpädagogin. Zusammen mit ihrem Mann bedankte sich die 70-Jährige für die Verleihung und hob heraus, dass es im Minnefeld keinesfalls nur darum geht, den Klostergarten von Unkraut zu befreien. Der Garten fungiere als Lobgesang auf die Schöpfung Gottes, weshalb man ein Refugium mit großer Pflanzen- und Tiervielfalt anstrebt. Nahezu alles dürfe sich ansiedeln, wachsen und gedeihen. Darüber hinaus sei der Ort eine Rückzugsoase und im Sinne der Franziskaner für Begegnung und Gemeinschaft gedacht. Erich Mertesacker vergaß nicht, an Franz Zoth zu erinnern. Denn der ehemalige Vorsitzende des OWK war zu Beginn eine treibende Kraft zum Erhalt des Klostergartens. Für das Ehepaar Mertesacker ist er indes fast zur Lebensaufgabe geworden: Dreimal pro Woche arbeiten sie im Minnefeld. „Man sieht ja, wenn das Tor aufsteht. Das ist wie eine Einladung, Sie dürfen jederzeit gerne hereinkommen“, sagte Hannelore Mertesacker zu den Neujahrsgästen in der Römerhalle.
Auch die Meditationsgruppe von Br. Joachim trifft sich wöchentlich im alten Kapuzinerkloster. „Viele spirituelle Gruppen unterschiedlicher Art haben hier Heimat gefunden. In der Kirche findet etwa ein monatliches Taizégebet statt, auch regelmäßige Gottesdienste orthodoxer Christen. Was mich persönlich besonders freut, dass meine Meditationsgruppe „Kontemplation/Zen“ einen regelmäßigen Platz im ehemaligen Kloster gefunden hat.“
Br. Joachim wirbt für einen Besuch des Gartens: „Hier gibt es unglaublich viele Details zu entdecken, die mit viel Kreativität, Freude am Detail und Liebe gestaltet sind. Besucherinnen und Besucher treffen auf biologisch exakte Beschreibungen von Pflanzen und deren Pflege und Bedeutung für Natur und Heilkunst – oder auf religiöse Kompositionen wie den Sonnengesang des heiligen Franziskus, in Szene gesetzt durch passende Pflanzen und religiöse Darstellungen. Alle Sinne sind angesprochen. Fühlen und Riechen ist ausdrücklich erlaubt!“