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FOTO: KAPUZINER/KIÊN HÓANG LÉ

BR. MICHAEL WIES

lebt als Kapu­zi­ner im Kapu­zi­ner­klos­ter Lieb­frau­en in Frank­furt am Main. Als Guar­di­an lei­tet er die dor­ti­ge Klos­ter­ge­mein­schaft. Als Ordens­bru­der ist er tätig als Ein­rich­tungs­lei­ter im Franziskustreff.

12. April 2021

Pandemie und Obdachlosigkeit: „Packen wir es an!“

Woh­nungs­lo­se lei­den ganz beson­ders unter der aktu­el­len Coro­na-Pan­de­mie. Bru­der Micha­el Wies, Guar­di­an des Kapu­zi­ner-Klos­ters in Frank­furt am Main und Ein­rich­tungs­lei­ter des Fran­zis­kus­treffs, benennt die Her­aus­for­de­run­gen und for­dert eine Poli­tik des sozia­len Wohnraums.

Die Woh­nungs­not­fall­hil­fe ist seit Coro­na im Dau­er­ein­satz. Wie eine Feu­er­wehr, die von einem Ein­satz zum nächs­ten eilt. Im Brenn­glas der Kri­se wur­de deut­lich, wie anfäl­lig die Gesell­schaft und das öffent­li­che Leben sind. Den Mit­men­schen auf der Stra­ße fehlt nun zusätz­lich zum eigent­li­chen Haupt­pro­blem – der feh­len­den Woh­nung – ein Rück­zugs­raum. Die meis­ten Ein­rich­tun­gen haben den Zugang beschränkt und die Ver­weil­dau­er ange­passt. Das hat ganz kon­kre­te Kon­se­quen­zen für das Leben von Wohnungslosen.

Im Fran­zis­kus­treff, einer Ein­rich­tung der Kapu­zi­ner für arme und obdach­lo­se Mit­men­schen, haben wir vor einem Jahr die Situa­ti­on wie folgt zusam­men­ge­fasst: „Alle blei­ben zu Hau­se, wir aber haben kei­nes“. Das ist heu­te immer noch aktu­ell. Wir mer­ken in der Pra­xis, dass unse­re Bera­tungs­stel­len über­rannt werden.

Eines der drän­gends­ten Pro­ble­me: Eine Gesell­schaft, die sich an allen Stel­len digi­ta­li­siert. Wie soll das gehen für einen armen und obdach­lo­sen Men­schen, der ers­tens nicht über die Tech­nik ver­fügt und zwei­tens kein kos­ten­lo­ses WLAN zur Ver­fü­gung hat? Oft sind die­se Men­schen als Lebens­künst­ler mit dem Über­le­ben beschäf­tigt, sie küm­mern sie um ihre Grund­be­dürf­nis­se: Wo kann ich schla­fen? Wo kann ich essen? Wo wer­de ich bei einer Krank­heit ohne Kran­ken­ver­si­che­rung behan­delt? Gibt es in mei­ner Stadt eine Bera­tung, eine Dusch­mög­lich­keit, einen kos­ten­lo­sen PC zur Nut­zung, eine Klei­der­kam­mer, ein Schließ­fach oder ein Post­fach bei einer Beratungsstelle?

Die­se Fra­gen sind nicht neu in der Obdach­lo­sen­ar­beit. In der Pan­de­mie aber haben sie an Schär­fe zuge­nom­men. Ämter, die nur schwer zu errei­chen sind, sind für die­sen Per­so­nen­kreis eine dop­pel­te Herausforderung.

Doch was tun? Mei­ner Mei­nung nach soll­te man nun begin­nen, kon­kre­te Lösun­gen zu suchen. Wie wol­len wir zukünf­tig unse­re Gesell­schaft aus­rich­ten und gestal­ten? Wenn wir lösungs­ori­en­tiert die Lebens­per­spek­ti­ven von Obdach­lo­sen in den Blick neh­men, brau­chen wir eine Poli­tik des sozia­len Wohn­rau­mes. Wir müs­sen Rech­te obdach­lo­ser Men­schen ein­for­dern. Es geht um einen Ein­satz für Wür­de, Teil­ha­be, Gerech­tig­keit und eine Barm­her­zig­keit aus christ­li­cher Per­spek­ti­ve. Soli­da­ri­tät nicht Mitleid.

Aus­bau­fä­hig im Sys­tem der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe ist vor allem die Fra­ge, wie man dort mit den Betrof­fe­nen arbei­tet und ihnen hilft, unab­hän­gig von Hil­fe zu wer­den. Es geht um das Wort „Mit“. „Mit“ den Betrof­fe­nen die Fra­gen nach Wün­schen, Bedürf­nis­sen und Per­spek­ti­ve zu klären.

Coro­na stellt die Gesell­schaft vor eine neue Fra­ge: Wer sind die neu­en Armen? Mit Begeis­te­rung wer­den wir die­se Auf­ga­be ange­hen, denn die bes­te Medi­zin zur Ver­hin­de­rung von Obdach­lo­sig­keit ist Prä­ven­ti­on. Es geht dar­um, Woh­nungs­lo­sig­keit gar nicht erst ent­ste­hen zu las­sen. Es geht dar­um, den Mit­men­schen zu befä­hi­gen, dass er in sei­nen eige­nen Fähig­kei­ten wach­sen kann. Dazu müs­sen wir Zeit und Räu­me zur Ver­fü­gung stel­len. Eine Dau­er­auf­ga­be in jeder Gesell­schaft. Packen wir es an!

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